Wirtschaft

Wirtschaft und Arbeitgeber in Maricá

1. Der öffentliche Sektor als größter Arbeitgeber


Die Stadtverwaltung (Prefeitura Municipal) ist der mit Abstand größte Arbeitgeber:

  • Öffentlicher Sektor:
    • 12.000 Angestellte (direkt bei der Stadtverwaltung, inkl. Schulen, Krankenhäuser, Sozialprogramme).
    • Zusätzlich 3.000 indirekte Jobs (Subunternehmen für Reinigung, Sicherheit etc.).
  • Gründe für die Dominanz:
    • 50 % der Royalties fließen laut Gesetz in Bildung/Gesundheit – dies schafft staatliche Jobs (Lehrer, Ärzte, Sozialarbeiter).
    • Die Stadtverwaltung hat sich zu einem „Sozialstaat“ entwickelt, während die Privatwirtschaft stagniert
    • Projekte wie das Mumbuca-Programm erfordern viel Personal.
    • Fehlende Industrieansiedlungen
    • Trotz geplantem Technologiepark (Parque Tecnológico de Maricá) gibt es bisher kaum Unternehmen vor Ort.

2. Ökotourismus und Strandtourismus: Wirtschaftliche Bedeutung

Laut offiziellen Statistiken spielt der Tourismus eine untergeordnete Rolle in Maricás Wirtschaft. Hier die Details:

Ökotourismus

  • Angebote:
    • Wanderwege wie Trilha da Pedra do Elefante (Beliebtheit bei Einheimischen, aber kaum internationale Besucher).
    • Lagoa de Maricá: Bootstouren und Vogelbeobachtung, jedoch mit minimaler touristischer Infrastruktur.
  • Einnahmen:
    • Laut Secretaria de Turismo do RJ generierte der Ökotourismus in Maricá 2023 nur R$ 5 Mio. (0,3 % des kommunalen Haushalts).
    • Zum Vergleich: Búzios (ebenfalls in der Region) erwirtschaftete im selben Zeitraum R$ 1,2 Mrd. aus Tourismus.

Strandtourismus

  • Strände:
    • Ponta Negra, Itaipuacu, Jaconé und Barra de Maricá: Beliebt bei Einheimischen aus Rio, aber kaum ausländische Gäste.
    • Infrastruktur:
      • Nur etwa 20-30 Restaurants/Bars entlang der Küste, viele mit saisonalen Öffnungszeiten.
      • Kritik aus lokalen Medien: Schlechte Qualität, mangelnde Investitionen (Quelle: Jornal O Fluminense, 2024).
  • Einnahmen:
    • Der Strandtourismus trägt nur ~2 % zum lokalen BIP bei (IBGE, 2023).
    • Gründe: Fokus der Stadt auf Ölroyalties, fehlendes Marketing, begrenzte Unterkünfte (keine großen Hotels).

3. Weitere größere Arbeitgeber in Maricá

Abseits der Verwaltung gibt es nur wenige große private Arbeitgeber. Die Top 5 (Stand 2024):

  1. Petrobras (indirekt):
    • Durch Aufträge für Logistik und Wartung im Campos-Becken: ~800 Jobs in Maricá.
  2. Progen (Energiekonzern):
    • Betreibt ein Biomasse-Kraftwerk in Itaipuaçu: 450 Angestellte.
  3. Universidade Federal Fluminense (UFF):
    • Campus Maricá mit Schwerpunkt Technologie: 300 Mitarbeiter.
  4. Handelsketten:
    • Supermercado Prezunic und Assaí Atacadista: Zusammen 600 Angestellte.
  5. Bauunternehmen:
    • Firmen wie Construtora Queiroz Galvão~400 Jobs durch Wohnungsbauprojekte (z. B. Residencial Carlos Marighella).

3. Kritik und Zukunftsperspektiven

  • Medienberichte (z. B. O Globo) kritisieren die Abhängigkeit vom Öl und die Vernachlässigung des Tourismus, Diversifizierung der Wirtschaft, um die Abhängigkeit von Ölroyalties zu reduzieren..
  • Stadtplanung 2030:
    • Geplante Investition von R$ 200 Mio. in Strandinfrastruktur (Promenaden, Restaurants).
    • Partnerschaften mit Privatunternehmen für nachhaltigen Tourismus (Quelle: Prefeitura de Maricá, 2024).

Leider vermissen wir Investitionsanreize für größere Industrieansiedlungen durch die Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Andererseits wäre dieses durch die schlecht ausgebaute Infrastruktur auch nur bedingt möglich. Maricá verfügt über zu wenig Wasser (einige Stadtteile sind durch Firmen wie ÁGUA DOS RIOS nicht erschlossen), es gibt keine zentralen Klärwerke und die Verlegung von komplett unterdimensionierten Abwasserleitungen in einigen Gebieten der Stadt ist fatal. Die Versorgung mit Elektroenergie durch die Firma ENEL scheint in Anbetracht der häufigen Stromausfälle ebenfalls nicht gesichert. Wasser und Strom sind aber neben einer vernünftigen Abwasser- und Müllentsorgung Grundbausteine jeglicher Industrieansiedlung oder geplanter ehrgeiziger Projekte wie MARAEY Rio de Janeiro. Und so fragen wir uns, warum die Stadtverwaltung nicht damit anfängt, die vollständige Wasserversorgung des Gebietes durch z.B. eine große Meerwasserentsalzungsanlage herzustellen. Und weil die Meerwasserentsalzungsanlagen viel Energie benötigen, könnte man unter Nutzung von Wind und Sonne eine entsprechende Energieversorgung errichten. Alternativ könnte man nach geologischen Untersuchungen und dem anschliessendem Bau dezentraler Tiefbrunnen in den Bergen eine konstante Wasserversorgung erzeugen. Mit den Royalties aus der Ölförderung und einem vernünftigen und tragfähigem Finanzierungskonzept ließen sich die für Industrieansiedlungen benötigten Grundbausteine realisieren. Gerne stehen wir dem Amt für derartige Vorhaben als Ansprechpartner bereit.

Uwe Haas hat sein Studium der Physik an der Universität Greifswald (Deutschland) in 1990 abgeschlossen. Einige Jahre hat er in Forschung und Entwicklung an der Technischen Hochschule in Wismar gearbeitet. Aus gesellschaftlichen und privaten Gründen wurde er als IT Berater tätig, verlor aber nie seine Hingabe zur Physik. Über einen Zeitraum von 14 Jahren lernte er einige Bereiche Nord- und West-Brasiliens durch viele Reisen kennen, um dann in 2023 den Standort Maricá - RJ als strategischen Rückzugsort zu wählen. Aber auch hier in der Stadt mit viel Potenzial und Gegensätzen ist der Wunsch nach konstruktiven Beiträgen zur Veränderung und Verbesserung vorhanden.